Wenn von Kiubo die Rede ist, fällt ein Name recht häufig. Und zwar jener von Gernot Ritter. Als Architekt und Mitentwickler des Kiubo-Konzeptes hatte er wesentlichen Anteil daran, Wohnen anders zu denken. Denn Kiubo ist eine neue Art des Wohnens, ein modulares Bausystem, das völlig flexibel funktioniert.
Graz/Wien, 18. Mai 2022. „Das Kiubo-System lässt eine über 100 Jahre alte Architekturvision real werden“, so Gernot Ritter, der gemeinsam mit seiner Frau Veronika Hofrichter-Ritter seit 2003 Inhaber des Architekturbüros Hofrichter-Ritter ist. Bezugnehmend auf Le Corbusier, der 1914 mit seinem Maison Dom-Ino eine Struktur mit offenem Grundriss entwarf, entwickelte sich die Idee in viele Richtungen bis heute weiter. Die ÖWG Wohnbau kombinierte gemeinsam mit dem Grazer Architekturbüro Hofrichter-Ritter historische und gegenwärtige Konzepte und entwickelte das Kiubo-System. Unter dem Titel FLEXLIVING wurde das Konzept erstmals auf der Architekturbiennale 2021 präsentiert. Ein Prototyp wurde in Pischelsdorf (Steiermark) realisiert und konnte hier von März 2020 bis Sommer 2021 besichtigt werden. Drei Raummodule wurden als eingeschossige Lösung gebaut und bereits erprobt. Heute sind sie Teil des ersten Kiubo-Gebäudes in der Starhemberggasse in Graz. Dieses mehrgeschossige Haus wurde ebenso im Rahmen des Wohnbauprogramms der ÖWG Wohnbau ebenfalls nach Entwürfen von Hofrichter-Ritter Architekten und mit Kulmer Holzbau realisiert. Im Oktober 2021 wurde es an die Bewohnerinnen und Bewohner übergeben.
Aber wie kam es dazu?
Bereits seit seiner Studienzeit ist Gernot Ritter von den Potenzialen des modularen Bauens fasziniert. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Studienkollegen Hans Schaffer, inzwischen einer der Geschäftsführer der ÖWG, entsteht die Idee, die Modulbauweise weiterzuentwickeln und in den modernen Wohnbau zu integrieren. Vorteile sehen die beiden Architekten viele. Angefangen von der Möglichkeit eine langfristige Wohnlösung zu schaffen, die für alle leistbar wird bis hin zur nachhaltigen Wiederverwendung und Nachnutzung soll mit flexiblem Wohnbau eine Antwort auf Probleme, vor denen die Immobilienbranche steht, gegeben werden. Angetrieben durch den Wunsch, den Wohnbau zu revolutionieren und zu modernisieren wurde das Projekt schließlich Wirklichkeit. Die intensive Auseinandersetzung und die dahinterstehende Vision trugen zum Gelingen des ersten Demoobjekts bei. Grüne Außenbereiche, Gemeinschaftsflächen und moderne Wohneinheiten machen es zu einem Ort, der das Wohnen von Morgen schon heute erlebbar werden lässt.
Modularer Wohnbau wird dank dieses Konzepts zur Realität. „Wichtig in der Planung war dabei, nicht nur auf der Architekturbiennale einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, sondern vor allem eine realistische Wohnlösung auf den Markt zu bringen, die Flexibilität, Leistbarkeit und Nachhaltigkeit vereint“, so Ritter. Unter der Bezeichnung FLEXLIVING wurde erstmals eine Vision entwickelt und umgesetzt, die schon seit mehr als 100 Jahren besteht. „Dabei werden aus Holz gefertigte Module in einen Skelettbau eingefügt, die je nach Wunsch und Bedarf als Wohnungen, Geschäftsflächen oder Büros genutzt werden können. Einmal gebaut, können die Module im Terminal erweitert oder auch wieder verkleinert werden und wachsen so, anders als herkömmliche Immobilien, mit ihren Bewohnern mit. Durch die Trennung von Roh- und Ausbau und den hohen Grad an Vorfertigung bietet das System kürzere Bauzeiten, weniger Baustellenrisiken sowie neue finanzielle und rechtliche Gestaltungsmöglichkeiten“, so Ritter.
Während seines Architekturstudiums an der technischen Universität in Graz begann Gernot Ritter seinen Werdegang im Architekturlabel Splitterwerk, wo er zehn Jahre als Architekt tätig war. Bereits in dieser Zeit gab er sein Wissen als Lehrender und Gastprofessor an nationalen und internationalen Universitäten an Studenten weiter. Unterrichtet hat er an der technischen Universität Graz, der FH Salzburg, der FH Joanneum Graz wie auch die Universität in Czernowitz. Gemeinsam mit Veronika Hofrichter-Ritter gründete er 2003 das Architekturbüro Hofrichter-Ritter, für das er bis heute tätig ist.
Besonders bekannt wurde Hofrichter-Ritter Architekten durch den Bau sportlicher Infrastruktur, darunter die „Blue Box“ Halle in Graz und das Zielstadion Planai für die Alpinen Schi Weltmeisterschaften 2013 in Schladming. Für seine Leistungen ist das Architekturbüro inzwischen im In- und Ausland bekannt und durch die Neugestaltung der olympischen Schisprungschanzen in Sarajevo und die touristischen Schisportbauten in Andorra erfuhr das Architekturbüro internationale Anerkennung. Aber auch in Graz konnten zahlreiche Projekte realisiert werden, wie beispielsweise die Stadtpfarre zum heiligen Blut, die Einsegnungshalle am Steinfeldfriedhof, die Neugestaltung des Brunnenhofes oder die Renovierung des Kolumbariums am Zentralriedhof. Als Vorstandsvorsitzender des Hauses der Architektur in Graz setzt sich Ritter nicht nur im Berufsalltag für eine stetige Weiterentwicklung moderner Architektur ein, sondern hat darin auch eine Leidenschaft gefunden, die ihn seit Jahrzehnten stetig begleitet.
„Flexibilität ist charakteristisch für das Kiubo-Konzept. Kiubo ist eine Plattform für grenzenlose Ideen“, so Ritter.
Mehr dazu und ein Video über das System gibt es hier: www.hofrichter-ritter.at